Akuelle Energiesituation

die aktuelle Energieversorgungssituation in Deutschland führt verständlicherweise zu einer massiven Verunsicherung in der Bevölkerung. Denn der gleichzeitige Ausstieg aus Kohle-, Öl-, Gas- und Kernenergie für die Stromversorgung während einer kriegsbedingten Energiekrise ist weltweit ein einmaliges und hochriskantes Experiment.

Strom aus Wind, Wasser und Sonne ist umweltfreundlich, wirtschaftlich und wünschenswert, aber es sind dafür im nächsten Jahrzehnt nicht die Erzeugungs-, Speicher- oder Transportkapazitäten vorhanden, um schon den aktuellen Strombedarf in ausreichendem Maß sicherstellen zu können. So wie es zwar stundenweise im Sommer zu Spitzenzeiten gelingt, den deutschen Strombedarf zu erzeugen, so gibt es auch tageweise Situationen, in denen die regenerativen Energien insgesamt lediglich 1% des Stromverbrauchs erzeugen. Die Bundesregierung will sowohl den Wärmemarkt als auch die Mobilität weitestmöglich auf Strom umstellen. Das würde den Strombedarf voraussichtlich um den Faktor 3-4 erhöhen.

Es müssten dazu schnellstmöglich in erheblichem Umfang regenerative Kraftwerke, Stromnetze, Hydrolysefabriken und Speicherkraftwerke gebaut werden, um die Grundlast in Form von Wasserkraft und Wasserstoff in Gasspeichern sicherzustellen. Davon ist derzeit nichts zu sehen oder in technischer Reichweite. Die Bundesregierung will sich in diesem Fall offenbar (ohne entsprechende Verträge!) blind auf die Grundlastkraftwerke der europäischen Nachbarländer verlassen.

Strom- und Wärmeversorgung hängen untrennbar zusammen, denn keine automatische Heizung funktioniert ohne Strom. Gleichzeitig wird bei einem Ausfall des Gasnetzes mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch das Stromnetz zusammenbrechen. Denn dann laufen auch die stromerzeugenden Gaskraftwerke und Blockheizkraftwerke nicht mehr, während gleichzeitig die Verbraucher den Ausfall Ihrer Gasheizung mit Stromheizungen zu kompensieren versuchen. Chancenlos, denn der Wärmebedarf von Gebäuden ist i.d.R. etwa 10x so hoch wie der Strombedarf! Fernwärme basiert im Schnitt ebenfalls zu 80% auf Erdgas, so diese auch nicht mehr zur Verfügung steht. Ein Wiederhochfahren der Netze ist dann ein Fall von Wochen, nicht Stunden oder Tagen.

Die Energiekrise hat sehr gut aufgezeigt, dass der Energiemarkt hervorragend funktioniert - alle Energieträger haben sich durch die Verknappung von Gas fast gleichzeitig und gleichmäßig verteuert und bewegten sich aktuell auch wieder gleichmäßig etwas nach unten. Hieraus kann zumindest die Lehre gezogen werden, dass man sich den Energiepreisen nicht durch einen Wechsel des Energieträgers entziehen kann!

Im Bereich Gebäudebeheizung wurde nun nach Millionen von Jahren das Feuer praktisch zum Feindbild erklärt. Im Neubau ist eine Wärmepumpe natürlich leicht realisierbar. Die designierten Alternativen Wärmepumpe und Fernwärme sind aber weder in allen Bestandsgebäuden einsetzbar noch könnten diese mittelfristig in wirksamer Stückzahl gefertigt, montiert oder betrieben werden. Denn die Entscheidung für einen Energieträger zur Beheizung eines Gebäudes ist eine langfristige Investition. Der Zeitrahmen für eine komplette Modernisierung des Gesamtbestandes beträgt etwa 20-30 Jahre und es gibt für eine Beschleunigung gar keine ausreichenden Kapazitäten im Handwerk.

Das deutsche Gasnetz ist dagegen auf einem hochmodernem Stand und stellt eine Milliardeninvestition dar, die kein wirtschaftlich handelnder Akteur einfach abschreiben kann - Bundesministerien verfolgen aber nach wie vor das Ziel, dieses Netz wieder abzubauen! Dabei ist Gas in vielen Produktionsbereichen und auch Wohnlagen gar nicht zu ersetzen. Es kann Biogas, verflüssigtes Erdgas und voraussichtlich Wasserstoff bis 20% problemlos beigemischt werden, sogar eine vollständige Umstellung auf Wasserstoff wäre denkbar. Allerdings kann keines dieser Ersatzgase in einem absehbaren Zeitraum auch nur ansatzweise die benötigte Menge substituieren, die durch den vollständigen Wegfall der Versorgung aus Russland entsteht. Hierfür ist auch mit LNG-Terminals mit mehreren Jahren zu rechnen. Denn bei genauerem Hinsehen halten uns aktuell nicht die LNG-Terminals, sondern lediglich stark erhöhte Gasfördermengen aus den Niederlanden, Norwegen und Großbritannien über Wasser.

Zukünftig sollen keine reine Heizöl- oder Gasheizungen mehr installiert werden dürfen und neue Heizungsanlagen mehr als 65% regenerativen Deckungsanteil aufweisen. Auch thermische Solaranlagen können diesen Deckungsanteil von 65% nicht erfüllen. Wie ein solch hoher regerativer Anteil in der Mehrzahl an Bestandsgebäuden, die nicht für Wärmepumpen geeignet sind, für die keine Fernwärme in Reichweite ist oder in denen keine Pelletskessel eingebaut werden können, technisch erreicht werden kann, ist aktuell noch völlig unklar (Biogas ? Pflanzenöl). In jedem Fall werden Heizungsmodernisierungen nach diesen Vorgaben mit wesentlich höheren Investitionen, auch in die Gebäudestruktur verbunden sein. Für bereits modernisierte Anlagen wird jedoch zunächst ein Bestandsschutz greifen.

Zusammenfassend kann man ausführen:

Auf Gas kann im Bestand nicht komplett verzichtet werden. Wenn keine Lagermöglichkeiten für Pellets oder Aufstellplatz für eine Wärmepumpe vorhanden ist und/oder die Räume zu klein für einen Pufferspeicher sind, gibt es dazu keine Alternative.

Heizöl erlebt seit 2023 eine Renaissance. Es ist nach wie unverzichtbar in der Wirtschaft, der Liefermarkt funktioniert, es ist lagerfähig und benötigt relativ wenig Lagerraum. Wer einen gefülltem Öltank auf dem aktuellen Stand der Technik und dazu evt. sogar noch ein dieselbetriebenes Notstromaggregat besitzt, kann jedem Infrastrukturausfall auch im Winter relativ gelassen entgegensehen.

Fossile Energien sind zwar "ökologisch verpönt" und sollen auch durch staatliche Vorgaben aus dem Markt gedrängt werden. Die Wirtschaftlichkeit ist aber nach wie vor gegeben und viele Anlagenbetreiber können oder wollen nicht alleine nach ökologischen Überlegungen handeln. Wer einen alten fossilen Wärmeerzeuger betreibt und auf sparsame Brennwerttechnik modernisiert, hat zudem einen Bestandsschutz über die Lebensdauer der Anlage gegenüber neuen politischen Vorgaben.

Wer über einen ausreichend großen Heizraum für einen Pufferspeicher verfügt, sollte eine bivalente Anlage mit Pufferspeicher in Betracht ziehen. Diese lässt sich gut mit Solarthermie, Wärmepumpe, Photovoltaik o.ä. kombinieren und bei Bedarf einfach auf andere Energieerzeuger umrüsten.

Wer dazu noch auch über geeigneten Lagerraum verfügt, kann direkt eine Pelletsanlage installieren.

Wärmepumpen müssen insgesondere bei größeren Altbauten immer mit einem Spitzenlast-Wärmeerzeuger kombiniert werden. In Kombination mit einer Fotovoltaik-Anlage und einem Batteriespeicher wird diese Anlage zwar ökologischer und es kann ein gewisser Grad an Autonomie erreicht werden, allerdings unter sehr hohen Investitionskosten. Allerdings wird die meiste elektrische Energie dann benötigt, wenn am wenigsten davon zur Verfügung steht. Ein erheblicher Anteil an Heizstrom muss also immer extern eingekauft werden.

Energieeinsparmaßnahmen

Die günstigste Energie ist natürlich die, die gar nicht erst verbraucht wird.

Die von jedem Einzelnen direkt durchführbare Maßnahme ist die Reduzierung der Raumtemperatur. Diese spart pro °C im ganzen Gebäude ca. 7%, funktioniert aber in einzelnen Räumen nur bei konsequent geschlossenen Innentüren und birgt die Gefahr von Schimmelbildung an Kältebrücken. Eine weitere Option ist der Einsatz von elektronischen Heizkörperthermostaten, insbesondere wenn die Absenkzeiten deutlich länger eingestellt werden können als das zentrale Zeitprogramm.

Die Absenkung der Heizkurve oder grobe Verkürzung der Heizzeiten empfehlen wir für unseren Anlagen nicht, da wir diese generell so minimal wie notwendig einstellen. Niedrigere Einstellungen führen regelmäßig zu Reklamationen.

Hauseigentümer können die energetische Verbesserung der Gebäudehülle in Erwägung ziehen. Dazu gehört u.a. die Dämmung der Kellerdecke bzw. obersten Geschossdecke, die Modernisierung der Aussenverglasung, die kontrollierte Wohnraum-Lüftung oder die Wärmedämmung der Aussenhülle bzw. Dach. Sowohl Investitionen, aber auch Einsparpotential sind hierbei sehr hoch.

Im Strombereich sollte ggf. eine Auswertung des Stromlastgangs und Identifikation von ineffizienten Großverbrauchern in Erwägung gezogen werden. Hierzu gibt es bereits recht brauchbare Geräte zum Anbau an die neuen elektronischen Stromzähler. Natürlich kommt auch die Installation einer Photovoltaik-Anlage mit/ohne Batteriespeicher zum Eigenverbrauch oder auch die Einbindung der Elektromobilität als Kurzzeitstromspeicher in Frage. Hier sind Elektro-Fachbetriebe gefordert.

Äusserst effizient ist der Ersatz alter Heizungs-Umwälzpumpen. Diese stellen oft (unbekannt) den größten Verbraucher in Häusern überhaupt dar. Neue Hocheffizienz-Pumpen benötigen ca. 70% weniger Strom, so dass sie sich diese Investition i.d.R. innerhalb von 3 Jahren rechnet.

Ebenso sollten auch alte Kühl- bzw. Gefriergeräte überprüft bzw. ausgetauscht werden, da diese i.d.R. den zweitgrößten Verbraucher darstellen. Die Umstellung der Beleuchtung auf LED bringt dagegen nur wenige Prozent Einsparung. Glühbirnen sind aber ohnehin nicht mehr erhältlich.